Annemarie Schmidt und Mechthild Vogel (v. l.) bereiteten ihrem Publikum "en wonnerschiene Owend". (Foto: Pöllmitz)
"Spätzünder" nennen sie sich, weil sie erst in mittleren Jahren ihre musikalische Karriere starteten. Mit Erfolg: Sie kommen klasse an und sind überall gern gesehene Gäste.
So auch beim Katzenfurter Verein für Heimatgeschichte, der zu einem Konzert der "Oatschbächer Maarecher" in den Bürgerhof eingeladen hatte. "Uusen Präsident kann koa Platt, deshalb dou aich auch begrüße", scherzte Jürgen Baumerts Stellvertreter Host Clössler und hielt sich nicht lange mit Vorreden auf, damit die mehr als 60 Zuhörer den "platten" Hörgenuss auch gleich genießen konnten. Gedichte, Geschichten, Anekdoten und Lieder aus eigener Feder schufen schnell eine familiäre Atmosphäre, in der sich auch "Nichtplattschätzer" wohl fühlten. Obwohl: Auch sattelfeste "Mundartisten" mussten sich konzentrieren, hat doch jedes Dorf seinen eigenen Zungenschlag und manches Wort seinen individuellen Heimatort.
Man konnte hören, wie "Weibsleu voom Land" auf "Kaffie-Fohrt" gehen, dass sie "naut osedou hu" und gerne etwas mit "Glitzerfitzer" hätten. Und wer wünscht sich nicht "en Mann, der alles kann"? Doch nicht nur Lustiges stand im Blickpunkt - es gab auch "Noachdinkliches" zu hören, wie zum Beispiel die Vielfalt der Tätigkeiten der "Hinn" (Hände), die viel arbeiten, aber auch gepflegt werden müssen. Oder die "Gedanke", die kommen, wenn man versonnen aus dem Fenster schaut. Typisch menschlich die Betrachtung über das Ratschen und Tratschen: "Aich hun gehert, ob das wohl stimmt?", wobei keiner der Übeltäter sein will.
Die Spätzünder sprechen mit ihren Liedern zwar allen aus dem Herzen, dass es "froiher doch su schie woar" - aber die Zeichen der Zeit gehen an den beiden Damen nicht vorbei, denn das Handy steht ebenso im Blickpunkt ihrer Betrachtungen wie die ewig aktuellen Diäten. Sogar das nahe Weihnachsfest ging nicht vergessen. "Hert ihr schun die Glöckchen läure" wurde gefragt, und die Künstlerinnen besangen die gemütliche, ruhige Zeit, "wann es owends froiher dunkel wird". Und mit dem kleinen Paul, der dem "Chreaskinnche" schreibt, konnte jeder mitfühlen. So erlebten die Gäste einen vergnüglichen Abschluss des Jahresprogrammes, das der Heimatverein wieder vielfältig gestaltete.
WETZLARER NEUE ZEITUNG am 5. Dezember 2014